Zusammen mit Frau Else Hübner treffen sich jeden Donnerstag im Mai sechs Mädchen in der Schule zum Geschichten schreiben. Frau Else Hübner versteht davon etwas. Sie ist Schriftstellerin, die schon eine ganze Reihe Bücher, darunter auch Kinder- und Jugendbücher, geschrieben hat. Mit ihr macht es besonders viel Spaß. Schließlich schreibt sie mit uns zum gleichen Thema.

Die erste Geschichte handelt vom Besteigen eines alten Kirchturmes in Ktis in Tschechien. In Ktis waren alle im Schullandheim. Und etwas unheimlich und gespensterhaft ist er ja schon, dieser Turm im tiefen Böhmerwald.
Luisa Thoma
Der geheimnisvolle Turm
Als ich gestern Abend im Bett lag, konnte ich zunächst lange nicht einschlafen, denn ich freute mich so auf unseren Klassenausflug nach Tschechien. Dann war ich endlich doch in das Reich der Träume geraten. Ich träumte, dass ich mit meiner Klasse einen geheimnisvollen Turm fand. Es war ein alter Kirchturm. Wir gingen vorsichtig in den Turm hinein und stiegen vorsichtig die alte Holztreppe hinauf. Es knackste und quietschte bei jedem Tritt. Mir war ehrlich gesagt ein bisschen unheimlich zumute. Als von hinten die Buben schubsten, stieß ich mit meinem rechten Arm an die Wand. Plötzlich löste sich ein Stein und fiel polternd zu Boden. Doch da, was war das? In dem Loch, das durch den herausgefallenen Stein entstanden war, lag ein Blatt Papier. Ich nahm es und las: "Gehe zu den Glocken hoch, so wirst du etwas finden!" Schnell lief ich zu unserem Lehrer, Herrn Hoffmann, und gab ihm den Zettel. Herr Hoffmann war auch höchst erstaunt hierüber. Nun waren wir ungeheuer neugierig, herauszufinden, was dies mit dem Zettel auf sich hatte. Sogleich stiegen wir zu den Glocken hoch. Wir mussten an vielen Spinnweben vorbei, Fledermäuse hingen an den Balken. Mir gruselte. Außerdem wurde das Licht immer schlechter. Dann endlich waren wir oben. Lange suchten wir vergeblich. Nur die Glocken hingen da und rührten sich nicht. Auf einmal rief Marietheres: "Schaut her, hier ist ein Kästchen versteckt!" Und schon hatte sie ein hölzernes Kästchen hoch gehoben. Aufgeregt machten wir es auf. Oh, herrliche blaue, grüne und gelbe Steine lagen darinnen. Sobald etwas Licht darauf fiel, glänzten sie. Wir freuten uns riesig über diesen Fund. Sollten wir sie mitnehmen? Doch wir entschieden uns dafür, sie liegen zu lassen. Es sollten andere auch eine solche Überraschungsfreude wie wir daran haben. Bestimmt waren es keine Edelsteine, doch sie gaben uns mindestens ebensoviel Freude.
Zufrieden stiegen wir die wackelige Treppe hinab.

Else Hübner
Der Turm
Da steht also in einem ehemaligen deutschen Dorf eine alte Kirche. Wir wollten alle so gerne in den Turm steigen. Obwohl - als wir das Innere sahen, ging uns der Mut schon ein bisschen verloren. - Meine Güte, war das dort finster! Ich konnte die Stufen der alten, wackeligen Treppe kaum sehen. Aber irgendwie war es auch ein tolles, gruseliges Gefühl. Ich wunderte mich aber schon, weil alle hier so mäuschenstill waren. Man glaubte fast, er knistern zu hören. - Da ganz oben hingen die beiden alten Glocken. Wir wussten schon, wenn geläutet wurde, musste an einem dicken Seil gezogen werden.
Ich sah oben einen schwachen Lichtschimmer. Oh - und da flog gerade etwas - oder? Ich wäre gerne stehen geblieben, denn eigentlich wollte ich nicht die Erste sein. Aber das ging jetzt nicht mehr. Die Anderen drängten mich unweigerlich weiter. - Irgendwann stand ich dann vor etwas Sonderbarem. Im Dunkeln waren nur Umrisse zu erkennen. Ich stieß ganz vorsichtig mit der Fußspitze dagegen. - Huch - was war das? Meine Güte, das hatte sich gerade bewegt. Oder? - "Du bist albern", sagte ich in Gedanken zu mir, "nur weil es dunkel ist, bildest du dir schon eine echte Bewegung ein." - Aber dann - d-dann brummte es ein wenig heiser von diesem "Gegenstand".- Und dann erhob sich dieser komische Haufen. Und ich erkannte einen etwas zerlumpten Mann. Er schob einen alten Hut aus seinem Gesicht.
Jetzt, wo er aufrecht stand, fiel ein wenig Licht auf die obere Hälfte. - Er sprach leider nur Tschechsich, was ich nicht verstand.
Später sagte er dann in etwas sonderbarem Deutsch: "Ich müde! Ihr mich stören! Ich kein Haus. Du verstehn?"
Ja, ich verstand. Er war ein Einsamer, ein Nichtseßhafter. Früher sagte man Landstreicher.
Als ich mich vom Schrecken erholt hatte, besprach ich mit den anderen, dass wir diesem armen Mann etwas geben sollten.
Vielleicht hat er sich davon einen schönen Tag gemacht. Ich wünsche es ihm.
Aber dass ich von der alten Kirche nun fast nichts gesehen habe, tut mir schon leid.

Verena Kuffner
Der Turm
Als ich in meinem Bett in Ktis aufwachte, freute ichmich schon auf den tag. Heute nämlich sollte unsere Klasse den alten Kirchturm besichtigen. Gerade war es 8 Uhr und um 8 Uhr sollte es das Frühstück geben. Als ich im Frühstücksraum eintraf, war es dort schon sehr laut. Aber so ist es ja immer, wenn eine Klasse unterwegs ist. Das Essen schmeckte mir trotzdem. Danach aber zogen wir unsere Wanderschuhe an. Auf dem Weg zur Kirche unterhielten wir uns die ganze Zeit, wie es in der Kirche wohl aussehen würde. Endlich sahen wir die Kirche vor uns. Wir stiegen vorsichtig eine alte Holztreppe hinauf und schalteten unsere Taschenlampen an, denn es war stockfinster. Draußen freilich war hellichter Tag. Nun sahen wir eine kurze Leiter. Auch auf diese kletterten wir hinauf - und waren bei den Glocken. Ein alter Mann begleitete uns. Nun schlug er ein wenig an die Glocken. Es war so laut, dass wir uns die Ohren zuhalten mussten.
Wir hatten unsere Taschenlampen dabei, doch wir hätten sie uns sparen können. Es gab eine Lampe im Kirchturm. Der Mann schaltete sie ein, doch plötzlich ging das Licht wieder aus. Eigenartigerweise funktionierte unsere Taschenlampe daraufhin auch nicht mehr - und wir standen im stockdunklen Raum. Vorsichtig tasteten wir uns wieder hinunter. Glücklich kamen wir unten an. Allerdings hatten wir vom Turm eigentlich nichts gesehen. So ergeht es Abenteuerern manchmal.

Lisa Ziegler
Abenteuer in einem alten Turm
In Ktis im Böhmerwald gibt es eine uralte Kirche mit einem noch älteren Kirchturm. Als wir letztes Monat in diesem Ort unseren Schullandheimaufenthalt verbrachten, wagte ich es, in diese Kirche hineinzugehen. Es war nicht schwer, den Zugang zum Turm zu finden. Er zog mich magisch an. Schon stieg ich die alte, immer schmäler werdende Treppe hinauf. Staub wirbelte mir ins Gesicht und sehr viele Spinnen hingen an den Wänden. Es war auf einmal schaurig - und ich wollte gar nicht mehr so gerne weitersteigen. Da hörte ich auch auf einmal ein seltsames Geräusch. Es klang wie ein Winseln. Da war ein Fledermaus zwischen zwei Steine geklemmt. Ich befreite sie und stieg weiter. Allerdings um vieles langsamer. Da übersah ich dummerweise ein Spinnennetz. Na gut, ich musste mir es vom Gesicht abkratzen. Als ich die Augen wieder öffnete, stand ich vor drei gewaltigen Glocken. Da riss ich plötzlich meine Augen weit auf, denn ich hatte einen Zettel auf einer Glocke entdeckt. Er war angeklebt. Ich nahm ihn und erkannte sogleich, dass dies eigentlich eine Schatzkarte war. Ein Weg war aufgezeichnet. Ich folgte dem Weg. Bei der angekreuzten Stelle fand ich zu meinem Erstaunen einen Edelstein. Ich bewunderte ihn, ebenso meine Klassenkameraden, denen ich ihn später zeigte. Ich freute mich riesig darüber.
Noch lange musste ich über dieses seltsame Erlebnis im Turm nachdenken.

Marietheres Nothaft
Die alte Kirche
Mit meiner Klasse war ich im Schullandheim in Ktis in Tschechien. Da gleich neben dem Jugendhaus eine alte Kirche stand, gingen wir natürlich hinein und schauten uns vorsichtig um. Wir Mädchen hatte ehrlich gesagt schon ein bisschen Angst, als uns unser Lehrer in den alten Turm führte. Wir blickten uns um und sahen eine Fledermaus vorbeihuschen. Jede Menge Spinnen hingen an den Wänden. Es wurde immer ungemütlicher, je höher wir die Holztreppe des Turmes hochstiegen. Tapfer stapften wir jedoch weiter. Als wir dann endlich an der Spitze des Turmes angelangt waren, waren wir überglücklich. Genau betrachteten wir alles rings um uns. Nicht alles war unheimlich. Nachdem sich meine Augen an die Dämmerung gewöhnt hatten, erkannte ich die drei großen Glocken, die dort oben hingen. Oh, wenn die mal geläutet werden, gibt das bestimmt einen wunderbaren Klang. Jedenfalls von unten; denn daneben stehen möchte ich dann nicht gerade.
Ich stellte mir vor, wie das wohl wäre, wenn ich da einmal ganz allein hinginge. Vielleicht gruselig. Aber andererseits ... Ob ich das wohl versuche? - Dann würden bestimmt alle sagen, ich wäre die lustigste von unserer Klasse. Sogar der Herr Hoffmann. - Das wär doch was!

Sarah Hübl
Das Geheimnis des alten Turms
Wir wollten endlich den mächtigen, düsteren Turm kennen lernen, der neben dem Jugendhaus stand, in dem wir schöne Tage verbrachten. Also stiegen wir eines Tages vorsichtig die Treppe hoch. O, es war innen finster und kalt. Die Holztreppe knarrte und krächzte. Alles erschien uns so unheimlich. Doch tapfer stiegen wir bis zu den Glocken hoch. Es lag so viel am Boden herum, deshalb stolperte auch Susanne und fiel hin. Dabei machte sie eine Entdeckung: Ein Stück Papier steckte in der Wand. Susanne nahm das Papier und holte es heraus. Alle starrten nun auf den Zettel, auf den in altdeutscher Schrift geschrieben war: "Steige bis zur Spitze des Turmes, suche den dritten Stein links und ziehe ihn heraus!"
Nun waren wir aufgeregt wie noch nie. Was sollte das bedeuten? Waren wir einem Geheimnis auf die Spur gekommen? Natürlich stiegen wir sofort hoch und sahen nach. Tatsächlich entdeckten wir einen "Schatz"! Eine alte Taschenuhr sowie ein alter Ring lagen im Versteck. Am nächsten Tag brachten wir diese Sachen zu einem Juwelier und ließen sie schätzen. Wir waren überrascht über den hohen Betrag, den er uns nannte. Wir verkauften Uhr und Ring sofort und teilten das Geld gerecht unter uns auf.
Manchmal aber habe ich so meine Zweifel, ob das richtig war, was wir getan hatten.
Verena Kuffner
Mein Hase Stupsi
Schon seit langem wünschte ich mir einen Hasen. Gestern endlich ging ich gleich nach der Schule ins Tierheim, da mir meine Mutter nun doch erlaubt hatte, einen Hasen zu kaufen. Im Tierheim gab es viele Tiere: Katzen, Hasen, Hunde und sogar ein paar Fische. Endlich kam ich zu den Hasen. Es gab kleine und große. Mama hatte mir geraten, einen etwas kleineren zu nehmen. Ich musste lange überlegen, welchen ich wählen sollte. Endlich kam ich zu einer Entscheidung. Da war einer, der hatte ein weißes Fell mit schwarzen Flecken und roten Augen.
Als ich zuhause war, dachte ich mir gleich einen Namen aus: Stupsi. Einige Wochen später fing Stupsi an, Vorhänge und Bücher anzuknabbern und ich musste sehr aufpassen, dass er sich hierbei nicht den Magen vedarb. Meine Freundinnen meinten, es wäre ein schöner Hase. Und bald war Stupsi auch nicht mehr schüchtern. Sie sprang auf jeden zu, der ins Zimmer kam.
Eines Tages spielte meine zweijährige Schwester mit dem Futter. Sie schüttete alles auf dem Teppich aus und ich konnte alles wieder einsammeln. Dabei packte ich aus Versehen eine Murmel mit ein. Als Stupsi später wieder einmal fraß, merkte ich , dass etwas Glänzendes im Futter lag, aber es war schon zu spät. Stupsi hatte die Murmel schon gefressen. Sogleich rief Mutter den Tierarzt an. Aber der sagte nur, die Murmel täte Stupsi nichts. Sie kam aber auch nie wieder zum Vorschein.
Luisa Thoma
Mein kleines Tierheim
Als ich gestern aufgewacht war und mich gerade anzog, lief mir bereits meine Mama entgegen. Ich fragte, was los sei, doch da erinnerte mich meine Mama, dass ich ja Geburtstag hatte. Juhu, jippi, ich hatte es ganz vergessen. Ich sauste in die Küche. Da lagen schon viele Geschenke. Eines interessierte mich am meisten. Es handelte sich um ein sehr großes Paket. Ich machte es vorsichtig auf. Es war ein Käfig. Darinnen lag ein Brief, ein Gutschein für zwei Tiere. Da sprang ich meinen Eltern an den Hals. Da Ferien waren, fuhren wir auch sogleich los. Das heißt, wir wollten losfahren; da kam noch Onkel Günther an. Er übergab mir einen Briefumschlag. Als ich hineinschaute, sah ich 100.- DM. "Juhu, jetzt kann ich mir vielleicht gleich vier Tiere kaufen!", rief ich.
Im Tierheim angekommen rannte ich gleich zu den Hunden. Und im nächsten Moment hatte ich auch schon einen gefunden, der mir sehr gefiel. Doch meine Mama bremste mich ein bisschen. Sie meinte: "Was, so schnell willst du dir einen Hund nehmen? Warte ert mal ab!"
Da sahen wir auch noch nette Kätzchen. Die zwei kleinen Tiger gefielen mir am besten. Dann gab es aber auch noch Vögel, einen blauen und zwei grün-gelbe. Später also kauften wir bei dem Pfleger ein: Einen Hund, zwei Katzen und zwei Vögel, einen blauen und einen grün-gelben.
Als wir zu Hause waren, weinte ich vor Freude. Ich hatte nun mein kleines Tierheim um mich herum.
Marietheres Nothaft
Mein neues Haustier
Gestern fragte ich meine Mutter, ob ich ein Haustier bekommen könnte. Und sie sagte: "Ja, sicher bekommst du eines, mein Engel, wenn du es dir wünscht." Ich war so glücklich. Am nächsten Tag ging ich gleich ins Tierheim, um mir eines zu holen. Da gab es aber ein kleines Problem: Ich wusste nämlich nicht, welches ich nehmen sollte. Es gab ja so viele: Katzen, Hunde, Hasen, Schildkröten, Wellensittiche, Hamster, Meerschweinchen und zum Schluss - die Sensation - eine Perserkatze. Vor Staunen konnte ich zunächst gar nichts mehr sagen. Da kam eine Verkäuferin auf mich zu und fragte: "Was hättest du denn gerne, meine Kleine?" "Ich weiß nicht, vielleicht möchte ich einen Hasen." Und sie führte mich zu den Hasen. Aber da waren wieder so viele schöne: weiße mit roten Augen, braune mit weißen Flecken. Letzteren nahm ich dann auch. Er war nicht gerade billig. Ich gab ihm den Namen Fleckchen, er war ja so schon gefleckt. Die Verkäuferin legte Fleckchen in einen Karton, in den viele Löcher hineingeschnitten waren. Dann lief ich, so schnell ich konnte, nach Hause.
Birgit Hiesbauer
Mein neues Haustier
Als ich letzte Woche aufwachte, sagte ich zu meiner Mutter: "Du, Mama, ich will heute mal ins Tierheim und mir die armen Tiere anschauen." Meiner Mutter war es recht. Als es dann 2 Uhr war, meinte meine Mama: "Komm, wir gehen!" Ich jubelte und war froh, dass es endlich so weit war. Ich lief, so schnell ich konnte, zu unserem Auto. Als wir endlich im Tierheim angelangt waren, schaute ich mir zunächst ganz neugierig alles an: die Gehege, die Ställe, die Tiere. Am Ende des Ganges entdeckte ich hinten im Eck einen ganz jungen Hasen mit Schlappohren. Ich rief: "Mama, schau dir mal den süßen Hasen an!" Meiner Mutter gefiel dieser Hase auch ganz ausgezeichnet. "Den will ich!", rief ich nach einiger Zeit. Zum Glück war Mama sogleich einverstanden. So nahmen wir den kleinen Hasen gleich mit nach Hause.
Ich fütterte ihn jeden Tag und spielte mit ihm. Er war wirklich so süß! Eines Tages sagte ich zu mir: Er braucht einen Namen. Und schon wusste ich, wie ich ihn nennen würde: Schnuppi! Ich konnte mich gar nicht von ihm trennen. Zum Beispiel: Wennn er zu fressen bekam, saß ich auf dem Stuhl neben ihm. Ich war das glücklichste Mädchen auf der ganzen Welt.
Lisa Ziegler
Tierheim
Ich hatte am Spielplatz einmal einen Igel gefunden und hatte ihn auch ein Zeit lang. Doch musste ich ihn dann wieder weggeben. Das fiel mir sehr, sehr schwer und ich war richtig traurig hierüber. Nachts konnte ich kaum mehr schlafen. Obwohl wir schon sehr viele Tiere hatten, ließ mich der Gedanke nicht los, mir aus dem Tierheim noch eines zu holen. Erst fragte ich Mama, ob sie einverstanden wäre; dann Papa. "Bitte, bitte, und wenn ich jeden Tag ausmisten muss und fütteren muss und ...." Papa überlegte und meinte schließlich: "Ja, von mir aus."
Schon am nächsten Morgen fuhren wir ins Tierheim. In der letzten Ecke stand ein Käfig mit einer ratte und einem Hamster. Da kam der Pfleger und meinte, diese beiden müssten zusammen bleiben; sonst hätten sie Angst. "Sie sind im Übrigen sehr pflegeleicht und ja, ja, sehr witzig." Mama und ich sahen uns an. "Überlegen wir uns das noch", meinte Mama. "Hm, hm, Mama" So fuhren wir also wieder nach Hause.
Nach all dem Trubel vergaß ich ganz, dass ich am nächsten Tag Geburtstag hatte. Als ich aufwachte, kam, Thomas, mein Bruder, und gratuliuerte mir. Vor Freude rannte ich runter und und sah eine Schachtel. Vorsichtig machte ich sie auf. Im nächsten Moment sprang ich auf den Stuhl und lachte laut auf. Warum? In der Schachtel waren nämlich die Ratte und der Hamster, die sich seltsamerweise vertrugen, ja sogar lustig waren. Da kann man nur sagen: Tja, Tierheim!
Sarah Hübl
Mein kleiner Babyhund
Ich wünschte mir schon lange sehnlichst ein Haustier, egal was für eines. Ich bettelte und bettelte, bis meine Eltern schließlich ein Einsehen hatten. Da meinte mein Vater eines Tages: "Wir brauchen einen großen Schäferhund." Meine Mutter allerdings war anderer Meinung: "Ein kleines Babykätzchen wäre viel besser. " Am Ende haben sie sich darauf geeinigt, dass ich ein Tier aussuchen dürfe.
Am nächsten Tag also fuhren wir ins Tierheim. Ich war sehr neugierig darauf, was es da wohl alles zu sehen gäbe. Als wir reinkamen, sahen wir in einem Zimmer lauter Welpen. Ich meinte gleich, die sollten wir mitnehemen. Doch meine Mutter bestand darauf, dass wir uns erst einmal umsehen. Da gab es fast alles, was man sich denken konnte: Vom Meerschweinchen bis zum Kampfhund. Den Eintritt in ein anderes Zimmer wollte mir der Wärter zunächst verbieten, da diese Tiere alle, wie er meinte, dumm seien. Ich aber meinte: "Klar will ich die sehen!" "Also gut", erwiderte er. Da sah ich einen kleinen Babyhund, der sich ins Eck verkrochen hatte. Er musste sehr viel Angst haben. Er tat mir sehr Leid - und deshalb wollte ich nur ihn. Schließlich nahmen wir diesen Hund mit nach Hause. Dort versteckte er sich sogleich unter Mamas Wäscheständer. Das war aber Mama zu viel. Sie schimpfte: "Dieser blöde Hund! Meine frisch gewaschene Wäsche!" Vater beruhigte sie und meinte: "Schimpf doch den armen Hund nicht so." Ich nahm den Hund mit aufs Zimmer und überlegte mir schon mal einen Namen. Es sollte ein besonderer Name sein, den nicht viele hatten. Vor lauter Grübeln schlief ich ein. Als ich am nächsten Tag aufwachte, lag mein neuer Hund zu meinen Füßen. Ich habe mich so gefreut darüber, dass ich gleich meine Eltern rief. Sie waren ebenfalls gerührt und machten gleich ein Foto. Dieses Foto haben wir immer noch.
Es ist nun schon über zwei Jahre her - und unser Hund kennt keine Angst mehr. Übrigens - unser Hund heißt Susi. Gerade hat sie vier Welpen bekommen. Deren Vater ist der Nachbarhund.
Else Hübner
Sachen gibt's
Eine Geschichte, die für den Bayerischen Rundfunk geschrieben und auch dort gesendet wurde
Da war zum Beispiel die Sache mir dem Aprilscherz, der keiner war. Aber am besten lassen wir das die Nina erzählen. denn die war dabei.
Ich weiß nicht, ob in allen fünften Klassen die Schüler so albern sind wie wir. Aber denken kann ich mir das schon, denn meine Mama sagt, sie waren damals genauso. Meine Mama ist schon vierunddreißig. Das ist also schon zimlich lange her. Ich find's prima, dass sie mir das erzählt. Ich meine das mit den Albernheiten in ihrer Schulzeit. Dadurch ist es für mich leichter, wenn ich mal einen Mist gebaut habe. So was kann sogar vorkommen, ohne, dass man es wirklich wollte.
Aber ich will ja vom ersten April erzählen. Der war am Anfang nur lustig und harmlos. So wie ein erster April eben sein soll. Als ich Sonja abholte, sie wohnt im Haus neben uns, rief sie: "Was, mit dem zerrisenen T-Shirt willst du zur Schule gehen?" Ich bekam einen schönen Schrecken und suchte an mir herum, wo denn was kaputt wäre.
"April! April!", juchzte Sonja. Da fiel mir überhaupt erst das Datum ein. Wir rannten, so schnell wir konnten, zur Schule. Dort machten wir mit den anderen aus, Herrn Kaiser in der ersten Stunde in den April zu schicken. Herr Kaiser unterrichtet bei uns Erdkunde. Als er in die Klasse kam, hatten wir alle unsere Blockflöten in der Hand. Wir hatten eigentlich in der letzten Stunde Musik. Aber jetzt sagte Norbert, unser Klassensprecher, ganz freundlich: "Ach, Herr Kaiser, Sie wollen sicher Frau Binder sprechen. Die ist leider noch nicht da."
Frau Binder ist die Musiklehrerin. Herr Kaiser guckte ganz verdutzt in die Runde. "Ja, wieso denn?", sagte er, "ich gebe doch jetzt Erdkunde bei euch." "Was?", lachte Norbert, "seit wann denn das? Wir haben Musik." Ein paar fingen an, auf ihren Flöten zu blasen, andere riefen laut: "Jawohl, Musik!"
Herr Kaiser machte seine Mappe auf und kramte nervös nach seinem Plan. Als er ihn endlich in der Hand hatte und mit den Fingern darauf herumsuchte, brüllten wir: "April, April!" und lachten über sein überraschtes Gesicht. Zuerst blieb er ernst, aber dann grinste er doch ein bisschen. "Ihr seid eine verflixte Rasselbande", sagte er. er fragte dann noch die Nebenflüse der Donau ab, die wir gerade durchnahmen. Aber dann, mitten in der Stunde, legte er sein Buch beiseite und erzählte uns tolle Aprilscherze aus seinem Leben. Mann, die haben da früher echt starke Sachen gemacht! Er hat einmal aus dem Briefmarkenalbum seines Vaters eine ganz seltene Marke aus Island herausgenommen und am ersten April auf einen Briefumschlag geklebt, den er in den Hausbriefkasten steckte.
Drin war ein erfundener Brief aus Reykjavik. Der Vater freute sich wahnsinnig über die tolle Marke, bis er sie in sein Album tun wollte und die Lücke entdeckte. Herr Kaiser sagte nicht, ob sein Vater über "April, April" gelacht hat. Aber ich denke schon. Denn das war ein ganz prima Einfall, finde ich.
Sonst bin ich immer ganz froh, wenn Erdkunde vorbei ist, aber diese Stunde hätte ruhig doppelt so lang sein können. In den nächsten Stunden machten wir nichts mehr mit April, weil wir keine Zeit hatten, uns was auszudenken. Aber in der Pause legte ich die Katja aus der Siebenten noch mal ganz toll rein. Ich ging an ihr vorbei, blieb dann erschrocken stehen und zeigte quietschend auf ihren Kopf :
"Iiii, was hast du denn da? - Uääh!"
Sie wurde richtig blass und raste zum Klo, um in den Spiegel zu gucken. Als sie zurückkam und unser April - Geschrei hörte, jagte sie mich über den ganzen Hof. In der Musikstunde erzählten wir Frau Binder, wie wir Herrn Kaiser angeschmiert hatten. Sie fand das ulkig. Wir lernten dann noch einen Kanon auf der Blockflöte. Er heißt: "April, April, mag er tun, was er will. Eh man sich versieht, singt die Lerche ihr Lied." Geht eigentlich ganz leicht. Auf dem Heimweg gelang dem Olaf nochmal ein Gag. Olaf geht fast immer mit uns nach Hause. er ist unser bester Turner. Manchmal machen wir auch nachmittags was zusammen. Er, Sonja und ich. Er sagte so ganz obenhin: "Ach Sonja, ich wusste gar nicht, dass du die gleiche Mappe hast wie Frau Binder." Sonja riss ihre Mappe heftig hoch.
"Hab ich doch gar nicht", sagte sie. Aber da johlten wir schon. "Mensch, jetzt dachte ich tatsächlich, ich hätte Frau Binders Tasche gegriffen", stöhnte Sonja. So blödelten wir noch eine Weile rum. Vor der Post fragte Sonja mich:
"Du Nina, hast du nicht Lust, bei uns zu essen? Wir könnten dann zusammen Hausaufgaben machen. Du alles für Mathe, ich alles für Deutsch." Wir machen das öfter. Ist `ne gute Arbeitsteilung.`
"Da muss ich erst Mutter fragen", sagte ich. Dabei guckte ich auf die Fernsprechzelle, die vor dem Postamt ist.
"Weißt du was, Sonja, ich ruf lieber zuHause an", schlug ich vor, "wenn man mich nicht sieht, kann man mich auch nicht dabehalten."
"Ganz schön raffiniert", lachte Olaf, "machst du das immer so?"
"Tja, man hat so seine Tricks", antwortete ich und schnippte mit den Fingern. Sonja und ich gingen in die Telefonzelle. Olaf wartete draußen. Meine Mutter hatte nichts dagegen, dass ich zu Sonja ging. Als ich den Hörer wieder einhängte, sagte Sonja:
"Da, guck mal, was hier liegt." Sie zeigte auf das aufgeschlagene Telefonbuch. Da lag eine ziemlich neue braune Brieftasche.
"Mensch!", rief ich. Olaf hatte uns von draußen beobachtet und drängelte sich nun auch noch in die Zelle.
"Ist ja ` n Ding!", sagte er. Sonja öffnete die Tasche. Da lagen mehrere Hundertmarkscheine drin, Fünfziger- und Zwanzigerscheine auch. Ich fing an zu lachen.
"Da will uns einer reinlegen", rief ich, "das ist `n Aprilscherz!"
"Genau!", lachte Olaf und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Sicher steht dieser Jemand irgendwo und beobachtet uns."
Aber soviel wir auch schauten, es war niemand zu sehen, der nach uns gegeuckt hätte. Wir gingen in die Grünanlagen hinter die Post und setzten uns auf eine Bank.
"Ich glaube nie, dass das Geld echt ist, nie imLeben!", sagte ich.
"Können wir ja ausprobieren", meinte Olaf, "wir nehmen einen Schein und kaufen was."
Sonja und ich fanden den Vorschlag gut. Wir rannten also zum Süßwarenladen, der gleich gegenüber von der Post ist.
Die Frau Weber, die darin verkauft, kennt mich. Ich kaufte drei Tafeln Schokolade, sechs Päckchen Kaugummis, Lakritze und drei große Schachteln Pralinen. Frau Weber nahm den Hundertmarkschein, den ich ihr gab, hilt ihn gegen das Licht und sagte dann:
"Du kauftst ja jede Mange ein, Nina. Hat jemand Geburtstag?"
Ich musste erst einmal schlucken. Dann sagte ich schnell:
"Ja, drei Freunde von mir. So`n Zufall, nicht?"
Frau Weber lächelte nur. Sie fand das wohl in Ordnung.
"Macht zusammen 43,60 DM", sagte sie und gab mir 56,40 DM zurück. Ja, ich weiß, in dem Moment hätte ich sagen müssen: "Nein, behalten Sie die Sachen. das war nur ein Test."
Aber hättet ihr das fertig gebracht? Wann kauft man sich schon selber so tolle Pralinen? Das waren wahnsinnig schöne Schachteln! Ich musste die einfach nehmen. Ich hab auch gar nicht groß nachgedacht. Es war einfach ein Supergefühl, mit so `nem Hunderter einzukaufen.
Aufgabe:
Da sitzen Nina und ihre Freunde nun ganz schön in der Tinte, nicht wahr? was werden sie wohl mamchen? Möchtet ihr in ihrer Haut stecken? Und wie würdet ihr das Problem dann lösen? Irgendwie muss es schließlich weitergehen.
Marietheres Nothaft
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stand ich leise auf, so dass ich meine Mutter nicht aufweckte. Ich schrieb ihr einen Zettel. Darauf stand: Bin bei Sonja, komme um 7 Uhr abends wieder.
So ging ich los. Ich hatte vergessen zu schreiben, dass Olaf auch mitkam. Als wir beisammen waren, gingen wir ganz schnell mit der Brieftasche zum Fundbüro. Es war schon etwas peinlich; nun ja, wir waren ja noch Kinder. Der Beamte vor uns fragte: "Was wollte ihr denn hier?" "Nun ja, wir haben da so eine Brieftasche gefunden - mit Geld darinnen."
Es dauerte nicht lange, dann hatten wir sie abgegeben.
.......................
Luisa Thoma
Als ich am nächsten Morgen aufwachte und mich anzog war mir irgendwie komisch im Bauch. Unterwegs zu Sonja, die ich abholen wollte, fiel mir ein, dass ich die Brieftasche vergessen hatte. "Mist!", schimpfte Sonja. "Wo hast du sie denn liegen lassen?" "Unter dem Bett, meine ich." Ich machte mir Vorwürfe und sagte: "ich weiß, ich hätte besser mitdenken müssen." "Ist so schlimm auch wieder nicht", tröstete mich Sonja. Plötzlich standen wir vor der Schule. Wir hatten gequasselt und gequasselt. ..........................
Lisa Ziegler
Da fiel mir Oma ein, die mir immer half, wenn ich in der Patsche saß. Mama sagte, als ich zitternd die Türe öffnete: "Wo willst du hin?" "Ä..hm.., also ämm.." Ich wurde ganz rot und es kamen mir auch einige Tränen. Mama meinte: "Kind, was geht heute bloß in die vor? Komm, wir wollen uns erst mal setzen." Und mit vielen Tränen erzählte ich ihr die ganze Geschichte. Sie verstand mich. Dann hörten wir die Klingel. Günther stand an der Haustüre. ...........
Sarah Hübl
So saß ich inmeinem Zimmer und überlegte, was wir wohl machen könnten. Mir fiel nichts Brauchbares ein. Am nächsten Morgen holte ich Sonja wie gewohnt ab. Sie meinte: "Ich habe die ganze Nacht überlegt; doch mir ist nichts eingefallen."
In der Schule trafen wir Olaf. Wir verzogen uns gleich an ein stilles Plätzchen. Olaf meinte els erster: "Ich bin der meinung, dass wir niemandem von unserem Problem erzählen sollten." Wir Mädchen stimmten dem sofort zu. Weiter meinte Olaf: "Wir könnten das Geld einfach abgeben - so ohne Kommentar!" "Aber das finde ich blös", meinte ich. "Hast du vielleicht eine bessere Idee?", sagte Olaf gereizt. "nein", antwortete ich. Wir überlegten hin und her. dann kamen wir zu folgendem Entschluss: Wir geben das geld wieder zurück - und das fehlende Geld nehmen wir von unserem Taschengeld. Am nächsten Morgen legten wir unser Taschengeld zusammen. ..................
Verena Kuffner
Als ich am nächsten Morgen endlich in der Schule eintraf, sprangen mir schon Olaf und Sonja entgegen. "Du, wir haben noch mehr Geld gefunden", sagten sie und hileten mir einen Briefumschlag vor die Nase. Eilig öffnete ich ihn und sah weitere 150.- DM . "Wo habt ihr das her?" rief ich staunend. Es lag wieder in derselben telefonzelle. Langsam glaubte ich wirklich, dass dies nur Falschgeld sein könne. "Heute gehen wir zur Polizei!", sagte ich entschlossen. Olaf und Sonja fanden zum Glück den Vorschlag auch gut.
Als wir dann am Nachmittag vor dem Polizeikommissar standen, sagte dieser: "Ja, es tut mir Leid, aber dieses Geld ist alles Falschgeld." Da war mir klar, dass uns nur jemand an der Nase herumführen hatte wollen. In diesem Moment stand Lisa, unsere Klassenkameradin in der Tür und lachte. "Da hab ich euch aber ganz schön reingelegt!", rief sie strahlend!"
|