Buchempfehlung: “Wie der König seinen Feind verlor”

koenigfeinde


Wie der König seinen Feind verlor
Bucay, Jorge

übersetzt von Harrach, Stephanie von

2013 FISCHER KJB

ISBN-10 3596855969
ISBN-13 9783596855964

Klasse 4

Kommentar: Ein literarästhetisches Vergnügen, dieses Buch zu betrachten, zu lesen und über die Geschichte nachzudenken. Was kann ein Buch mehr leisten, als den Leser mit einer solchen Wucht an Schönheit und guten, gescheiten Gedanken zu erfreuen? Mein persönlicher Dank an Autor und Illustrator! (Albert Hoffmann)

Neu im Onilo Blog Oktober 2013: “Onilo als Spielwiese für kreative Köpfe”

Onilo Blog-Beitrag, Oktober 2013, Albert Hoffmann

Onilo tauchte vor gerade einmal zweieinhalb Jahren auf. Was wohl niemanden überrascht(e), war und ist das Hingezogen-Sein der Schüler zu diesem Portal, basiert es doch auf dem Medium Internet; was Lehrern wohltuend auffiel und –fällt, das ist die schiere Leichtigkeit, mit der man auf entspannte Weise Schüler für Literatur begeistern kann. Die naheliegende, mit Sicherheit nicht die schlechteste Art, Onilo im Unterricht einzusetzen, ist und bleibt das schnörkellose, gemeinsame Lesen und Erleben von Geschichten als Boardstories. Ohne Aufwand, effektiv, nachhaltig und mit viel Freude.

Doch Onilo wäre kein junges Lehr-Medium, würde es nicht für kreative Lehrer Entdeckungen und Überraschungen bereithalten. Geheimnisse bedürfen jedoch der Enthüllung. Mit Fantasie und Cleverness gilt es die Tiefen dieses Mediums auszuloten.

Die ersten Versuche sind gemacht und stimmen freudig:

a) Exzellent gestalteter Unterricht

Christina Elmer (GS St. Martin, Deggendorf) achtete in ihrer Lesestunde (Lehrprobe, 2. Staatsprüfung) auf die ausgewogene Verwendung von Buch und Boardstory, also von Print- und Digitalversion derselben Geschichte („Prinzessin Anna oder Wie man einen Helden findet“). Onilo wurde von ihr als Medium für das laute Lesen im Klassenverband als auch per Schülercode (mit Laptop) für das Übungslesen in Kleingruppen eingesetzt.

a) Hinführung
Klärung schwieriger Begriffe / Schüler enthüllen das eingepackte Buch schrittweise /Äußerungen zum Cover / Vermutungen zum Inhalt des Buches

b) Erarbeitung
Textbegegnung1: Schüler lesen den ersten Abschnitt laut vor (Onilo-Boardstory) / Gespräch über Inhalt

Textbegegnung 2: Weiterer Abschnitt / Chorlesen, rollenverteiltes Lesen (Boardstory) / Verbalisieren von Gedanken und Gefühlen der prinzessin

Textbegegnung 3: Lautes Vorlesen der Schüler (Boardstory) / Bildbetrachtung im Sitzkreis / Vorlesen des Lehrers aus dem Buch

Textbegegnung 4: Lehrer-Schüler-Gespräch /Antizipation / Überlegung: Was muss eine Prinzessin tun, um gerettet zu werden?

Textbegegnung 5: Rollenverteiltes Lesen in Kleingruppenarbeit an den Laptops (Onilo-Schülercode) / Aufgabe: Was unternimmt Annabel, um einen Helden zu finden?

Textbegegnung 6: Schüler-Vortrag / Hören und Mitlesen am Board / Anheften von Gegenständen an Tafel

Am Rande vermerkt: Frau Elmer bekam hierfür eine sehr gute Prüfungsnote.

b) Onilo in Kombination mit dem Leseportal Antolin

Frau Rita Faschinger (GS Witzmannsberg), eine Expertin für freie Lese-Übungsstunden mit dem Leseportal Antolin, unternahm im letzten Schuljahr den Versuch, die beiden Portale Antolin und Onilo miteinander zu kombinieren. Mit großem Erfolg. Im ersten Teil der Stunde lesen die Kinder die Onilo-Boardstory am Interaktiven Whiteboard. Eingeschlossen sind Lehrer-Schülergespräche zum Thema, Worterklärungen und eine zusammenfassende Wiederholung der Geschichte. In der Regel hat Frau Faschinger den Ausdruck des Antolin-Fragensatzes vor sich liegen, um zumindest die schwachen Leser noch besser auf die Antolin-Aufgabe lenken und vorbereiten zu können. Anschließend dürfen sich die Kinder am PC in Individualarbeit am Fragensatz versuchen und ihre Punkte abholen.

Frau Faschinger ist von dieser Kombination begeistert: „Sie stellt vor allem eine kräftige Unterstützung für die schwachen Leser dar. Kein Wunder, dass die Punkte-Sammlung bei Antolin seitdem Bestmarken erreicht. Reicht die Zeitdauer einer Unterrichtsstunde nicht für beide Elemente meiner Lesestunde (Onilo und Antolin), so bekommen die Kinder den Schülercode mit nach Hause. Die Antolin-Punkte lassen sich ja auch von zu Hause aus erobern.“

c) Kreative Schreiberziehung auf der Basis von Onilo

Seit Jahren leitet die Schriftstellerin Renate Kaiser an verschiedenen Schulen in NRW ganzjährige AGs für kreative Schreiberziehung. Am Ende eines Schuljahres werden die Ergebnisse in einem Buch zusammengefasst – und zum Verkauf angeboten. In diesem Schuljahr verlässt sich Frau Kaiser in der St. Mauritius Grundschule Meerbusch-Büderich ganz auf den Zauber und die Wirkkraft der Onilo-Boardstories. „In Sachen Motivation brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen, das übernehmen die großartigen Bilder, die Teilanimationen sowie die tollen Geschichten. Onilo-Boardstories sind auch in einer Version abzurufen, die bis zum Höhepunkt führt und dann abbricht. So bleibt Raum für den eigenen Schluss. Den zu finden fällt eigentlich nicht mehr schwer, denn die Schüler kennen nicht nur die Protagonisten mit ihren Eigenheiten, sondern auch den Hintergrund der Geschichte sowie Wortschatz und Schreibstil. Eine Boardstory, die geradezu einlädt, weiterzuschreiben, ist ‚Die große Wörterfabrik‘. Wir alle sind hiervon wahnsinnig begeistert.“ 

d) Förder- und Stützkurse mithilfe von Onilo

In Passau startete der Schulrat Heinz Fuchs vor ein paar Jahren in Zusammenarbeit mit der Universität Passau (Prof. Dr. Seibert) und dem Wirtschaftsforum die Initiative „PASSgenAU“. Hier werden Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg vom Kindergarten über die Schule begleitet und gefördert. Es gibt eine Vielzahl an Kooperationspartnern: Lernhelfer, Deutsch-Förderkurse, Patenprogramme. Gearbeitet wird in Kleingruppen bis zu zehn Schülern, klassenübergreifend.
Da Lesen zu den Kernkompetenzen schulischer Bildung gehört, sucht man auch hier nach geeigneten Methoden, diesem Klientel optimal zu helfen. Im Schuljahr 2013/14 wird hierbei zum ersten Mal Onilo eingesetzt. Man erwartet sich von diesem digital operierenden Portal hohe Motivationskraft, sichtbare Lese-Fortschritte sowie dauerhafte Freude am Buch.

Neu im Onilo Blog August 2013: “Über die Freude, pädagogisch sinnvoll wirken zu können”

Onilo Blog-Beitrag, August 2013, Albert Hoffmann

Seltsam, da ist man ein Leben lang Lehrer und glaubt zu wissen, wie die Schüler, deren Denkweisen und Gefühlswelten man erleben durfte, zu behandeln sind, bis man an ein Büchlein gerät, das holterdipolter das Wert-Gefüge wanken lässt. Der Verlag bietet es an unter dem Stichwort „Lustiges/ Heiteres“. Wo ist das Kind, das nicht gerne lacht?

Her damit, auch wir möchten Anteil haben an dem, was – so scheint es – Tausende beglückt! Wir sehen unter dem Buchstaben G einen Bus, voll mit Kindern. Dazu der Satz: „Alle Kinder fahren mit dem Bus. Außer Gunther, der liegt drunter.“ Und tatsächlich, auf dem zweiten Blick sieht man tatsächlich …

Wohlgemerkt, es geht hier um ein Buch für Kinder, nicht für Erwachsene mit Vorliebe für schwarzen britischen Humor. Kürzlich besuchte ich eine Schule, an der man von einem Unfall noch ganz betroffen war: ein Mädchen dieser Schule war von einem Auto überrollt worden. Es musste mehrmals operiert werden. Zum Glück brachte ich dieses Buch nicht als Gastgeschenk mit!

Doch geht es nicht auch bei der seit nahezu 200 Jahren unverwüstlichen „Erziehungsfibel“ Struwwelpeter sehr robust her? Wir alle kennen das bittere Ende des Suppenkaspars oder das des Armen Paulinchens. Bei Wilhelm Buschs nicht minder beliebtem Max und Moritz ist es ähnlich. Den Tod dieser beiden beschreibe ich lieber nicht. Wer von uns möchte behaupten, dass er über die Streiche der beiden Protagonisten nicht auch geschmunzelt hätte? Allerdings wohl eher über deren ersten Streiche, nicht so sehr über deren Ende.

Auch wenn ich weiß, dass letztere zwei Bücher zu den erfolgreichsten Werken der deutschen Kinderliteratur gehören, fühle ich mich besser, wenn ich im Unterricht mit Geschichten arbeiten kann, die eine heitere Grundstimmung und gleichzeitig eine lebensbejahende, optimistische Ausrichtung aufweisen. Solche Stunden werden nicht nur von Schülern und Lehrer heiter erlebt, sie haben auch einen fühl- und messbaren pädagogischen Mehrwert. Nebenbei fordern sie beim Lehrer nicht die letzte Kraft, im Gegenteil: sie generieren Freude und Glücksgefühle.

Beispiele hierfür, die nicht nur als Buch, sondern glücklicherweise auch als Boardstories vorliegen:

„Als das Nilpferd Sehnsucht hatte“ von Iris Wewer. Diese Geschichte ist getragen von der Freude, die entsteht, wenn man einem anderen (in diesem Falle: dem Nilpferd) hilft. Die Situationscomic und die fantastische, irreale Logik wirken spannend und befreiend lustig. Eine Geschichte, die bis zum Schluss die Kinder in Atem hält und lachen lässt. Am Ende legen die Kinder das Buch zufrieden und vergnügt zur Seite.

„Ein Drachenfest für Feuerstuhl“ von Erhard Dietl. Vordergründig genießt der Betrachter die Tätigkeiten der Olchi-Familie, weil sie so ganz abseits des üblichen Alltagshandelns liegen. Zu komisch, wenn Olchi-Mama einen Arm voll Müll ins Haus hineinträgt statt heraus oder Olchi-Opa eine Wurfmaschine für Schlamm-Knödel baut.

Doch tiefgründiger betrachtet erleben die Kinder hier zum einen etwas, was sie eigentlich so gerne täten, ihnen aber in der Regel nicht erlaubt wird: im Schlamm wühlen, mit Schlammkugeln werfen, in Pfützen springen.

Zum anderen genießen die Kinder hier, wie schön es ist, in einer intakten Großfamilie zu leben. Mögen Papa, Mama, Opa und Oma in ihrem Tun und Denken noch so bekloppt und schräg agieren, sie verstehen sich bestens: eine Lebensgemeinschaft, die der seelischen Gesundheit nur förderlich sein kann. Die Kinder werden akzeptiert wie sie sind. Gemeinsames Tun steht im Mittelpunkt, das meist in einem irren Fest endet, an dem jeder seine Freude hat.

Es hat lange gedauert, bis die Olchis pädagogisch anerkannt waren. Nun sind sie es, zum Glück. Ähnlich erging es seinerzeit auch Astrid Lindgren mit ihrer Pippi Langstrumpf.

„Pettersson zeltet“ von Sven Nordqvist. Diese Geschichte ist ein Musterbeispiel dafür, wie das Zusammenleben von einem „Großen“(Erwachsener) und einem „Kleinen“ (Kind/ sprechende Katze) aussehen kann; wenn der Große den Kleinen als ganze Person akzeptiert und ihn wie einen Großen behandelt. Was aber nicht heißt, dass der Kleine deswegen sein entwicklungsbedingtes (Kinder-)Denken ablegt und als Erwachsener agiert. Er bleibt Kind, fühlt sich aber bestens vom Großen angenommen und aufgehoben. Welches Kind möchte das nicht: ernst genommen, in liebevoller Weise an die Hand genommen und geführt werden, inmitten eines Umfeldes, das ihm Sicherheit bietet? Mit anderen Worten: in einer größtmöglich heilen Welt seine Kindheit erleben zu dürfen. (Hier steht Sven Nordqvist in der Erzähltradition seiner Landsmännin Astrid Lindgren.)

In dieser Beziehung, die natürlich nicht ohne Brüche und komische Situationen sein kann, ergeben sich immer wieder die lustigsten Szenen, die für befreiendes Lachen bei den Kindern sorgen.

Solcher Art Geschichten zusammen mit Kindern zu lesen und zu erleben, vor allem auch in der Form, wie sie Onilo bietet, bedeutet mehr als nur sinnliche Freude; sie geben dem Lehrer, Vorleser, Büchereimitarbeiter auch die Gewissheit, den Kindern erziehlich Sinnvolles mitgeben zu können – aufgrund einer von Weisheit getragenen, allzeit gültigen Pädagogik.

Antolin Spezial: Wege – Vom „Unterwegssein“ des Menschen

Antolin-Spezial, Juni 2013, Albert Hoffmann

„Aufbrechen in unbekanntes Land“ gehört zu den fundamentalen Erfahrungen des Menschen. Freilich ist davon nicht jeder in gleicher Weise betroffen; der eine mehr, der andere weniger. Der eine zeigt sich hierbei sehr aktiv, der andere eher passiv. Dieses „Über-dein-eigenen-Acker-hinausgehen“ (lat. ‚peregre‘) muss nicht freiwillig geschehen, es kann auch erzwungen sein. Am Ende des Weges spielt dies aber wohl nicht die große Rolle. Einer der Ersten, der sich in die Fremde begaben (begeben mussten), war – literarisch verbürgt – Abraham. „Der Herr sprach zu Abraham: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde“, heißt es in der Bibel. (Gen 12,1) Dieses Sich-loslösen geht in der Regel nicht ohne Schmerz- und Trauerempfindung vor sich. Es ist ein Abschiednehmen – von Freunden, von einer Lebenswelt, die man kennt; von einer Landschaft, die man liebte.

Doch die Reise selbst, das Unterwegssein, bringt neue Erfahrungen mit sich. Es ist der Kontakt mit der Fremde, mit neuen Landschaften, Ländern, Kulturen und Menschen, die den Wanderer bereichern. Unvorhergesehenes wird sich einstellen, vielfältige, zum Teil abenteuerliche Erlebnisse werden nicht ausbleiben. All dies wird den Blick des Reisenden auf die Welt und auf das Leben weiten, vertiefen. Diejenigen, die ihr Unterwegssein mit einem spirituellen Aspekt erleben, berichten von dem Mehr an Lebenskraft und Lebensfreude, das sie dadurch erfahren haben.

Das dritte Wesenselement ist (neben dem Aufbruch und dem Unterwegssein) das Ankommen – als anderer, als reiferer Mensch, nun mit Er-fahr-ung. Auch dies von fundamentaler Wichtigkeit. Ein Handwerksbursch, der – wie früher üblich – ein paar Jahre im Lande umhergereist war und an verschiedenen Orten gearbeitet hatte, konnte nun auf einen reichen Wissensschatz zurückgreifen, wenn er wieder zu Hause war und vielleicht sein eigenes Gewerbe gründete.
In der Literatur wird dieser Prozess des „Unterwegsseins“ gerne dargestellt, stellt er doch eine sehr dynamische, oftmals lebensentscheidende Phase des menschlichen Lebens dar. Diese Form des Lernens erweist sich nicht immer nur als fröhliche Zeit. Oft genug muss diese Zeit durchlitten werden. Hier sind nicht selten Entscheidungen zu treffen, die die nächsten Jahre bestimmen. Sind sie falsch, lassen sie dies dem Protagonisten schmerzhaft wissen; sind sie klug, vereinfachen sie dessen Leben.

Anhand von drei Beispielen soll dies exemplarisch aufgezeigt werden:

Der gestiefelte Kater (Märchen von den Brüdern Grimm)
a)Aufbruch
Nach dem Tode eines Müllers fällt die Mühle an den ältesten Sohn, an den zweiten ein Esel und an den dritten ein scheinbar völlig wertloser Kater. Da bleibt ihm nur der Weg in die Fremde mit der Hoffnung auf Glück, um eine Chance zum Überleben zu haben. Der Kater, der überraschenderweise der menschlichen Sprache mächtig ist, vermag es nun aber, seinen Besitzer zu überzeugen, auf ein Paar Handschuhe, die sich aus dem Katzenfell anfertigen ließen, zu verzichten und stattdessen noch sein letztes Geld in ein Paar unsinnig erscheinende Stiefel für den Kater zu investieren.
b) Unterwegssein
Aus Dankbarkeit jagt der Kater Rebhühner und steckt sie in einen Sack. Diesen überlässt er dem König gegen eine Belohnung in Gold. Sodann verschafft er seinem Herrn, dem nun reichen Müllerssohn, ein einträgliches Grundstück mit Schloss, indem er den Vorbesitzer, einen Zauberer, bei dessen Eitelkeit zu mehreren Verwandlungskunststückchen überredet. Als dieser sich schließlich in eine Maus verwandelt, verspeist ihn der Kater.
c) Ankunft
Der ursprünglich arme, besitzlose Müller, der vom Kater nun als Graf ausgegeben wird, wird somit zum begüterten Grundbesitzer und heiratet schließlich die Königstochter.
Das Hinausgehen-in-die-Welt lohnt sich für den Müllerssohn. Freilich hilft die Märchenwelt hier ein wenig mit. Der Kater ist daran nicht unwesentlich beteiligt. Er spielt die Rolle einer guten Fee, die den Helden der Geschichte kräftig unterstützt. Alleine auf sich gestellt würde er das wohl nicht so elegant schaffen. Aber dem Schwachen bringt das Märchen, wie man weiß, viel Sympathie und ausgleichende Gerechtigkeit entgegen.

Der Zauberer von Oz (Traumgeschichte von L. Frank Baum)
a) Aufbruch
Dorothy lebt gemeinsam mit ihrem Onkel Henry, ihrer Tante Emmy und dem Hund Toto auf einer Farm in Kansas. Als ein Wirbelsturm die Region heimsucht, gelingt es Dorothy nicht mehr rechtzeitig, in den Sturmkeller zu flüchten. Der Wirbelsturm reißt das gesamte Farmhaus mit sich und mit ihm Dorothy und ihren Hund. Nach stundenlanger Reise setzt der Sturm das Haus auf einer Wiese im Land der Munchkins ab und begräbt dabei die Böse Hexe des Ostens unter dem Haus.
b) Unterwegssein
Unterwegs auf dem Weg zur Stadt nimmt Dorothy die Vogelscheuche von dem Pfahl, an dem sie hängt; sorgt dafür, dass der Blechmann sich wieder bewegen kann, und ermutigt den Feigen Löwen, mit ihr in die Stadt zu reisen. Alle drei sind davon überzeugt, dass der Zauberer von Oz ihnen das geben werde, was sie sich am meisten wünschen; der Vogelscheuche Verstand, dem Feigen Löwen Mut und dem Blechmann ein Herz. Sie schließen sich daher Dorothy und ihrem Hund Toto an.
Nach vielen überstandenen Abenteuern erreichen sie die Smaragdstadt erreichen. Sie dürfen nur einzeln vor den Zauberer von Oz treten. Jedem erscheint dieser in einer anderen Gestalt.
Der Zauberer verspricht, jedem von ihnen zu helfen. Doch müssen sie zuerst eine Bedingung erfüllen; einer von ihnen hat die Böse Hexe des Westens zu töten.
Als auch das in gemeinsamer Anstrengung geschafft ist, entpuppt sich der Zauberer von Oz als weiser, alter Mann, den einst eine Ballonfahrt von Omaha in das Reich Oz verschlagen hat.
Obwohl der Zauberer von Oz die Vogelscheuche, den Blechmann und den Feigen Löwen davon zu überzeugen versucht, dass ihnen weder Herz, Verstand noch Mut fehle, sondern lediglich der Glaube an sich selbst, muss er jedem erst eine Scheinarznei verabreichen, damit sie wirklich überzeugt sind, dass sie die Eigenschaften besitzen, die sie während der bisherigen Handlung bereits gezeigt haben.

c) Ankunft
Unter Tränen trennt sich Dorothy von der Vogelscheuche, dem Blechmann und dem Feigen Löwen, die in ihr jeweiliges Königreich zurückkehren. Dorothy und Toto aber kehren nach Kansas zurück, wo sie freudig von ihrer Tante und ihrem Onkel in Empfang genommen werden.
Auch hier stellt der Weg, den die Hauptpersonen zurückzulegen haben, einen Heilungsprozess dar. Den Hauptpersonen, die den Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten verloren hatten (Vogelscheuche, Blechmann, Löwe) hilft alleine das gemeinsame Unterwegssein mit all den bestandenen Herausforderungen zu innerer Festigkeit und seelischer Stabilität. Indem sie Dorothy helfen, helfen sie sich selbst. Der Weg gibt ihnen Selbstvertrauen und Stärke zurück.

Aus dem Leben eines Taugenichts (Novelle von Joseph von Eichendorff)
a) Aufbruch
Ein Müller schickt seinen Sohn, den er einen Taugenichts schimpft, weil der ihn die ganze Arbeit allein machen lässt, hinaus in die weite Welt. Froh nimmt der Sohn seine Geige und verlässt sein Dorf, ohne ein klares Ziel vor Augen zu haben.
b) Unterwegssein
Schon bald hält neben ihm eine Kutsche, in der zwei Damen sitzen, die Gefallen an seiner Musik finden. Sie nehmen ihn mit auf ihr Schloss, nahe Wien, wo er sofort als Gärtnerbursche eingestellt wird. Bald verliebt er sich in die jüngere der beiden Damen und wird zum Zolleinnehmer befördert.
Doch auch hier hält er es nicht allzu lange aus. Er packt seine Sachen und zieht weiter „gen“ Italien. Dies soll sich für ihn nicht zum Nachteil erweisen. Wo immer er auch hinkommt, ist ihm das Glück hold. Eines Tages erhält er einen Brief von seiner Aurelie, die ihn bittet, wieder zu ihr zurückzukehren, da alle Hindernisse beseitigt seien und sie ohne ihn kaum mehr leben könne.
Zusammen mit drei Musikanten aus Prag erreicht der Taugenichts Wien. Im herrschaftlichen Garten findet er seine geliebte Schöne, Aurelie, wieder. Die verworrene Geschichte wird aufgeklärt. Aurelie sei gar keine Adelige, sondern ein Waisenkind, das von seinem Onkel, dem Portier, einst aufs Schloss gebracht und von der Gräfin als Pflegetochter angenommen wurde.

c) Ankunft
So steht einer Verbindung nichts mehr im Wege: Der Taugenichts heiratet seine Aurelie. Beide bekommen als Hochzeitsgeschenk ein kleines weißes Schlösschen samt Garten und Weinbergen geschenkt und beschließen, ihre Flitterwochen in Italien zu verbringen.

Die Romantiker (=„Lebenskünstler“), allen voran der „Taugenichts“, blicken optimistisch und mutig in die Zukunft und lassen das Leben wander- und abenteuerlustig auf sich zukommen. Sie streben nach Individualität und Freiheit und wollen mit der arbeitenden bürgerlichen Gesellschaft nichts zu tun haben.
Die Handlung des jungen Mannes, sich von Vaters Mühle zu entfernen und seinen eigenen Weg zu finden, erweist sich als sinnvoll. Er stellt sich dem Leben draußen, wird jedoch zugegebenermaßen von ihm nicht hart angepackt. So kann er in prächtiger Umgebung seine ersten Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht machen. Auch wenn der Taugenichts mehr oder weniger schwerelos durch die Welt spaziert, so wird sein Leben, seine Welt- und Menschenkenntnis doch bereichert. Zugute kommt ihm sein Offensein für das Fremde, Neue und Schöne. Arglos geht er auf andere zu und hinterlässt durch seine Leichtigkeit und Anspruchslosigkeit bei den meisten seiner Mitmenschen einen angenehmen Eindruck. Er liebt die Natur in all ihren Erscheinungsformen.

Folgendes Gedicht, das in diese Novelle eingebaut ist, spiegelt die Atmosphäre wieder, in der sich der „Taugenichts“ bewegt:

Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt.
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.

Die Trägen, die zu Hause liegen,
Erquicket nicht das Morgenrot.
Sie wissen nur von Kinderwiegen,
Von Sorgen, Last und Not um Brot.

Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
Was soll ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl und frischer Brust?

Den lieben Gott lass ich nun walten,
Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld
Und Erd und Himmel will erhalten,
Hat auch mein Sach‘ aufs Best bestellt.