Die Pandemie ist noch nicht vorüber, doch mit Büchern über Covid 19 werden wir bereits gut eingedeckt. Während die meisten den Leser auf vielen Seiten informativ und erklärend umgarnen, macht das Bilderbuch “Drinnen Draußen” genau das Gegenteil. Leise kommt es daher, mit vielen großflächigen Bildern und wenig Text, ohne das Wort Corona auch nur zu erwähnen.
Die amerikanische Autorin LeUyen Pham erklärt nicht, sie schildert. Das vergangene Jahr hat die Gesellschaft verändert. Keiner entkam ihr, auch nicht die Kinder. Das Leben verlagerte sich zunehmend von außen nach innen. Straßen und Plätze wurden leerer, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe reagierten die Menschen auf den Virus in ähnlicher Weise. Der Blick aus dem Fenster wurde zum Kommunikationsportal nach draußen.
Die große Ausnahme bildeten die Menschen, die dringend gebraucht wurden: Ärzte, Krankenschwestern, Polizisten, Feuerwehrleute und Lebensmittelhändler.
Drinnen suchte man sich zu beschäftigen, so gut es eben ging. Draußen läuteten die Glocken nicht mehr, die Schaukeln hingen müde herum. Alle bemühten sich, irgendwie weiterzuleben – mit Lachen, Weinen, Sich-Gegenseitig-Helfen, Beten und Hoffen. Niemand konnte aber verhindern, dass wir uns fast unbemerkt veränderten. Alle! Alle, die wir drinnen waren, denn innen sind alle Menschen gleich. Und alle hegten die große Hoffnung und den dringenden Wunsch, dass sich endlich wieder der Frühling zeigen möge. Innen und außen, der Frühling des normalen Lebens.
LeUyen Pham erzählt nichts Neues; aber sie trifft die Lebensader in jedem von uns, von den Kleinen und Großen, den Geduldigen und Ungeduldigen. Allein dieses Verbalisieren wirkt bereits heilend. Die ruhigen Bilder, die auch heiteren Szenen Raum geben, bieten Haltepunkte des Erinnerns. Ein stilles Buch als Denkmal an eine schlimme Zeit.
Der Schluss lenkt die Gedanken auf den kommenden Frühling, von alters her die Zeit des Neuanfangs und der Hoffnung. Eine Pandemie macht demütig, ein Leben so wie es vorher war, würde uns schon genügen. Mehr Sehnsucht muss nicht sein.
Lesealter: 5-7 Jahre